„Ich mag keine Leute, die sich aus allem wie Regenwürmer herauswinden. Ohne Narben und ohne Schrammen. Komödianten.
(…)
Agnosco veteris vestigia flammae.
Mit einer Narbe bereichert.“
(Danilo Kiš)
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i wanted to chase away your fear
knock three times at your little cocoon
a sign that you may dare
come out
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Wir allein erschaffen unsere eigenen Fesseln, allein errichten wir die Mauern um uns selbst. Als ob wir nicht genug Kraft und Mut hätten, frei zu sein. Als ob wir Angst hätten vor uns selbst, vor unseren Wünschen und Bedürfnissen, Entscheidungen, die wir treffen könnten, von dem, was man uns ent-sagen könnte… Wir legen uns selbst ständig (Stolper)Steine in den Weg, und doch begehren wir die Freiheit so sehr. Und je weniger wir sie erobern können, desto mehr haben wir das Bedürfnis, sie zu schmecken.
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Mit 19 hatte ich eine kurze Fernbeziehung und der Partner sagte mir eines Tages, er möchte gerne hören, dass ich ohne ihn nicht leben könne. Ich erwiderte, dass ich ohne ihn immer werde leben können. Die Frage wäre nur, ob ich das möchte.
Etwas später lernte ich „die Liebe meines Lebens“ kennen. In einem Gespräch stellten wir beide zusammen fest, dass es nicht gut wäre, wenn der eine Partner den anderen „bräuchte“. Viel besser wäre es für die Beziehung, wenn beide ohne einander leben könnten, sich aber füreinander bewusst entscheiden würden.
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Er war zu der Schlussfolgerung gekommen, dass Frauen einen erfolgreichen und begehrten Mann suchten, der sie als „The One“ auswählen und am besten heiraten sollte, um ihnen einen sicheren Hafen zu geben, in dem sie sich einnisten könnten. Er war davon überzeugt, dass er das richtig erkannt hätte, und war sogar einigermaßen bereit, sich damit zu arrangieren, obwohl ihn das offensichtlich angewidert hätte. Überall sah er nur Fallen, in die er sich verfangen hätte können, Fallen, die ihm Frauen aufstellten, Forderungen und harte Beziehungsarbeit. Es war aber richtig harte Arbeit, ihm zu zeigen, dass ich genau das Gegenteil davon war und wollte.
Anscheinend denken viele Männer, dass Frauen entweder auf Sex, Geld oder Heirat aus wären. Ich kann für andere Frauen nicht sprechen, aber ich weiß, dass das auf mich so nie zutraf. Mehr noch, ich war überhaupt nie richtig auf irgendetwas aus. In keiner Beziehung hatte ich Ziele, Pläne oder Vorsätze. Ich lebte immer im Hier und Jetzt und wollte nur das Miteinander genießen und mitsegeln.
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Ich hatte nicht gehofft, er würde sich ändern – ich hatte befürchtet, er würde so bleiben, so in sich selbst gefangen. Ich hatte noch mehr Angst davor, was aus ihm werden könnte, wenn er auf der gleichen Schiene fortfahren würde, auf der er sich damals befand.
Mein Herz hatte ich ihm sowieso geschenkt, aber ich wollte mehr, ich wollte ihm Liebe, Mut, Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht schenken. Kraft und Lebensfreude.
Ihm helfen, ihm beistehen, gemeinsam mit ihm an seinen „Päckchen“ arbeiten, und ja, an meinen auch, gemeinsam neue Wege ertasten.
Ich wollte ihm helfen, sein bestes Ich und sein bestes Leben zu leben; mit mir oder ohne mich war in dem Fall zweitrangig.
Er hat das nie verstanden.
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He had a way with words that stirred me deeply. He talked about familiar things in an exotic manner and vice versa, the exotic ones seemed close and familiar to me. He made me recognize him. I recognized his soul just as I would recognize his kiss with my eyes wide shut, even now, all this time between us.
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Ich wollte ihn, und ich wollte ihn in meinem Leben, ich konnte mir alles Mögliche mit ihm vorstellen und ich wollte Schulter an Schulter mit ihm durch Dick und Dünn gehen, das Abenteuer Leben mit ihm (er)leben. Ich konnte sehr wohl ohne ihn, das hatte ich auch bewiesen, ich wollte es aber nicht, und ich hatte mich für ihn entschieden, immer wieder.
Ich fühlte mit bei seiner Zerbrechlichkeit, die mich eigentlich dazu brachte, ihn noch mehr zu lieben, ich schätzte seine Stärke, und ich wollte ihn glücklich und frei sehen. Ja, ich wollte, dass er glücklich und frei ist, ich wollte ihm dazu helfen, selbst, wenn er sich gegen mich entscheiden sollte, selbst, wenn ich ihn gar nicht sehen würde…
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Und das ist auch genau das, was ich heute in einem Mann suche, ich möchte jemanden, der meine Sensibilität respektiert, meine Stärke wertschätzt, und mich glücklich und frei sehen möchte, above all else. Das ist leider auch nicht alles, aber sicherlich das Wichtigste – und am schwersten zu finden.
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Gefühle sind flüchtig, sie kommen und gehen. Man kann aber auch heute eine Entscheidung treffen und sie morgen wieder bereuen. Deswegen glaube ich nicht ans Heiraten, zum Beispiel. Was wirklich zählt, ist, die Gedanken und Gefühle zu berücksichtigen, sich dann für jemanden zu entscheiden, und dann jeden Tag aufs Neue, diesen Menschen, diese Liebe und diese Entscheidung zu bejahen, und genau zu wissen, warum.
Seinem Gegenüber dabei alle Freiheiten zu lassen, denn nur, wer frei ist, kann richtig lieben, und nur, wenn man aus freiem Willen die Entscheidung trifft, so und nicht anders zu (re)agieren, weiß man, mit wem und warum man es zu tun hat.
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The silence of my movement encapsulates the space
Being disturbed only by the ever-rarer scream
Of your traces inside me.
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Damals, als ich den Kontakt abgebrochen hatte, wollte ich weiter machen, konnte aber nicht mehr. Ich konnte so nicht mehr leben, liebte ihn aber nach wie vor. Ich konnte nicht genug von ihm bekommen und wollte ihm alles geben. Die Jahre vergingen, die Liebe verblasste, ich konnte ihn aber nicht vergessen. Selbst in den Zeiten, wo ich nicht an ihn dachte, träumte ich von ihm. Als ich den Kontakt nach vielen Jahren wieder aufnahm, hatte ich keine Hoffnungen, außer, dass wir nach so viel Zeit vielleicht miteinander werden reden können, sich einfach aussprechen, und/oder irgendeine Art Freundschaft aufbauen könnten. Ein halbes Jahr lang schafften wir das sogar einigermaßen, ein halbes Jahr im Anschluss klappte es nicht mehr richtig, und irgendwann hatte ich genug. Diesmal konnte ich sogar so weitermachen, wollte es aber nicht. Das war der Unterschied.
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Ich habe Einiges erkannt und den Schlussstrich gezogen, und erst jetzt bin ich wirklich darüber hinweg, es gibt keine offenen Fragen mehr, keine Sehnsüchte, keine Vorwürfe, es gibt nichts mehr – außer schöne und weniger schöne Erinnerungen und die ganz große Lehre. Das wirklich Schöne an der ganzen Geschichte ist aber, dass sie mich zwar geprägt hat und mir geholfen hat, mich weiterzuentwickeln, dass ich mich aber selbst davon freimachen konnte und nun frei atmen kann, viel smarter und sicherer und doch offen für alles, was kommt. Ich kann mich nun selbst besser schützen, aber auch besser selbst entscheiden, mich z. B. fallen zu lassen, wenn ich das möchte.
Ich habe ihn überlebt. Ich bin sogar stärker geworden. Ich bin aber auch genau die, die ich heute bin, weil es ihn gegeben hat. Und dafür bin ich dankbar.
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Ich weiß nicht, ob es „DEN richtigen“ Mann für mich gibt, noch weniger, ob ich ihn kennenlernen werde, oder wann. Und wenn ja, wäre mir überhaupt nicht wichtig, ob die Beziehung drei Monate, drei Jahre oder drei Jahrzehnte dauern würde. Es kommt ja auch in diesem Fall nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an, und eine gute Beziehung, eine richtige Verbindung, wäre mir viel wichtiger, als „der Mann fürs Leben“.
Ich denke außerdem, dass jeder Mann in meinem Leben der „Richtige“ war – zu jenem Zeitpunkt. Auch der Schlechteste ever war in einem bestimmten Moment meines Lebens genau der Richtige für mich und diesen Moment. Weil ich daraus etwas gelernt habe. Ich habe etwas erlebt, erfahren und für mich verarbeitet, und es hat mich weitergebracht, und mich getragen, genau bis zu diesem Moment. Es hat mich gleichzeitig geformt und mich wandelbar gemacht, und es trägt mich weiter, und trägt auch dazu bei, dass meine jetzigen und zukünftigen zwischenmenschlichen Beziehungen eine ganz andere Qualität haben und bekommen werden. Das macht Mut und das freut mich. Und macht mich neugierig auf jeden Tag.
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„Gehe nicht hinter mir, vielleicht führe ich nicht.
Geh nicht vor mir, vielleicht folge ich nicht.
Geh einfach neben mir und sei mein Freund.“
(Albert Camus)
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– Was möchtest Du denn?
(…) schön, wild und unberechenbar sein, damit Du Dich sehnst und nach mir verzehrst… und dann von heute auf morgen aus Deinem Leben verschwinden, ohne ein Wort. Damit Du lernst, was echte Leidenschaft ist. Und dann, 10-15 Jahre später, wenn Du jede Liebes- und Lebenshoffnung verloren hast, wieder in Dein Leben treten, von heute auf morgen, Dir zeigen, was Wärme, Nähe, Zärtlichkeit, Seelenverwandtschaft, Selbstlosigkeit, Partnerschaft auf Augenhöhe sind, mit einem Wort, Dir zeigen, was echte Liebe ist. Das ist, was ich mir wünschen würde. Nichts davon wird je passieren.
– Warum nicht?
Ich hab Wichtigeres vor. Spaß beiseite, Gegenfrage: Bist Du der Richtige?
– Bist Du die Richtige?
Ja. Die Frage ist nur, für wen. Ich bin gefährlich. Ich könnte Dir Wurzeln und Flügel geben, gleichzeitig. Ich könnte Dich verbrennen, Dich schneiden wie ein Schwert, Du könntest in mir ertrinken. Willst Du das wirklich?
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If someone gave you heaven in a cup of tea, would you mind the clouds?
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Habt Ihr den Richtigen oder die Richtige gefunden? Falls ja, wie habt Ihr gewusst, dass es ein „match made in heaven“ war bzw. ist? Falls nein, was sucht Ihr in einem Partner / einer Partnerin?
Liebe Grüße aus freiem Herzen
Eure Annie