„Love Style Life“ heißt das Erstlingswerk von Garance Doré. Ihre erste Veröffentlichung in Buchform, denn schreiben tut sie seit langem – auf ihrem Blog (hier). Mit dem Bloggen hat sie vor ungefähr einem Jahrzehnt angefangen mit dem Wunsch, eine Präsentationsfläche für ihre Illustrationen zu schaffen. Das Schreiben kam spontan dazu, da sie wissen wollte, ob es noch weitere Menschen gab wie sie. Und es funktionierte: Die Menschen waren schnell von ihrem Humor und ihrer Leichtigkeit angezogen und angesteckt. Fotografie und Mode folgten. Der Blog wurde zu einem Riesenerfolg, nicht nur, weil sie vielleicht die erste Illustratorin, die Mode fotografierte und einen Blog hatte, war, wie sie selbst schreibt, sondern auch, weil sie alle diese Medien so gekonnt nutzte und miteinander verband.
Genau wie in ihrem Buch, das am 27.10.2015 seine Premiere feierte, wenige Tage später auf meinem Tisch lag und meine Erwartungen eher mehr als weniger erfüllte: Genau so eine gelungene Mischung aus verschiedenen Künsten hatte ich mir vorgestellt. Wer Garances Blog kennt, weiß, worauf er sich gefasst machen kann – das Einzige, was im Buch fehlt, sind natürlich die sympathischen Videos, in denen die sympathische Garance noch sympathischer rüberkommt (dafür gibt es das süße Foto auf dem Buchrücken).
Das ist aber teilweise auch das Problem: Wo ist der Mehrwert gegenüber dem Blog? Klar, man kann jetzt diese ganze Doré-Welt schön gebunden in den Händen halten. Aber die Überraschung bleibt aus, es gibt keinen Wow-Effekt. Selbst der witzigste Teil des Buches, „24 Hours in the Life of Garance Doré“, wurde zum Teil bereits auf ihrem Blog veröffentlicht (hier). Andererseits: Meine Mutter, die Garances Blog nur oberflächlich kannte, liebt das Buch. So richtig. Somit bietet sich jetzt auch allen, die weniger internetaffin sind, die Gelegenheit, in Garances Welt einzutauchen. Das heißt nicht, dass die eingefleischten Fans enttäuscht sein werden. Ich wünschte mir nur, Garance hätte mehr Mut gezeigt, ungewohnte Wege zu gehen – das, was sie sonst so gut kann.
Auch die Auswahl an Fotos hätte ein bisschen besser ausfallen können. Bis auf ein paar gelungene Beispiele wirkten die meisten eher gewöhnlich und nicht unbedingt repräsentativ – Garance kann das eigentlich viel besser. Man denkt, wenn man schon etwas Gedrucktes für die Ewigkeit produziert, wählt man nur das Beste aus, das, was einen fasziniert und fesselt. Aber vielleicht wollte Garance das gar nicht. Vielleicht wollte sie etwas schaffen, was sie trotz des großen Erfolgs in der Modewelt menschlich wirken lässt, einfach und greifbar, spontan und leicht, witzig und nah, wie man es von so vielen Texten von ihr kennt. Oder auch schlicht und nonchalant, mit viel Ésprit, so wie es die Essenz des französischen Stils gebietet.
Das Buch ist sicherlich kein Meisterwerk der Fotografie, auch keine Anleitung zum erfolgreichen Leben und bestimmt kein tiefgründiges philosophisches Werk. Es ist aber auch kein gescheiterter Versuch, über das Schöne im Leben zu schreiben. Es ist eine Art, darüber zu schreiben. Über Glück und Stolpern und die ewige Suche nach der Schönheit, die nur die Innere sein kann. Über eine Reise in jedem Sinne des Wortes. Über eine Frau, die viel gesehen, gemacht, gelacht, zu sich selbst gefunden und doch noch viel vor sich hat. Ich wünsche ihr noch viel Glück und bin auf ihr nächstes Buch gespannt!
Eure Annie
Garances Blog: http://www.garancedore.fr
Die Webseite zum Buch: http://www.lovestylelife.com
Garances Onlineshop: http://www.garancedoregoods.com
P.S. Macht mit beim „Mittwochs mag ich“ bei Frollein Pfau!
Meine liebe Annie,
oh ich glaube, Garance finde ich schon jetzt per Ferndiagnose sympathisch. Ihren Blog kannt eich überhaupt nicht, aber du schreibst so liebevoll über sie – da muss sie etwas Besonderes sein. Das Buch sieht jedenfalls zauberhaft aus. Ich bin mal stöbern.
Liebste Grüße,
Stefanie
LikeLike